Jetzt bin ich zuhause angekommen, komm langsam zur Ruhe, ich glaube der Esel, der einen Namen bekommen soll, schläft bereits, es war sein anstrengendster Ausflug bisher.
Ich glaube er hatte nur während dem Konzert richtig Ruhe, ansonsten war er fast immer bei mir, einmal sogar mit beim Essen.
Er hat die langen Fahrten immer an meiner Seite verbracht, nachts war er in der Nähe von meinem Kopfkissen zu finden, auch in der Nacht, in der uns die Nachtigall in den Schlaf gesungen hat.
Ich wollte einen weiteren Tag in Speyer verbringen, der Esel hatte nichts dagegen und somit war es beschlossene Sache.
Wie es sich herausstellte, war es die richtige Entscheidung, das Wetter hat auf Frühling gewechselt und hat uns einen ganzen Tag Freude bereitet.
Wenn man nichts zu erledigen hat, die Bauwerke wahrscheinlich auch noch in weiteren 100 Jahren stehen werden, gibt es keinen Grund, der Eile gebieten würde.
An solchen Tagen, die dazu bestimmt sind, einen glücklich zu machen, sollte man alles geschehen lassen, wie es kommt. Die einzige Aufgabe ist es, den Tag in aller geboten Ruhe zu genießen und abzuwarten.
Es gibt viele Möglichkeiten, diese Aufgabe umzusetzen. Eine Möglichkeit ist es, sich in die Sonne zu setzen, die Augen zu schließen und in die Geräusche einzutauchen, alles einfach wahrzunehmen.
Wenn man am Wasser sitzt und die Augen schließt, wird man das Geräusch der Wellen hören, die unermüdlich versuchen an Land zu kommen, dieses meist gleichmäßige Geräusch bildet den Hintergrund für alles weitere wie das Zwitschern der Vögel, ein Motorsegler am Himmel, die nahe Autobahn, das Gemurmel von Menschen, das Lachen und Schreien von Kindern, vielleicht manchmal ein Bellen von einem Hund.
Für bestimmte Orte gibt Geräuschwolken wie Fingerabdrücke, Geräusche zum Träumen und Denken, Geräusche mit denen man alles andere um sich vergessen kann.
Die Geräuschwolke im Domgarten klingt zur Mittagszeit so.
Wenn man nichts denken muss, kann man auch an eine fast leere Schatztruhe denken. Weil leere Schatztruhen traurig aussehen, hab ich von meinem Ausflug in die Vergangenheit einige Kleinigkeiten mitgebracht. Es gibt jetzt einen Engel aus Speckstein, zwei schöne Postkarten und einige Blätter eines Ginkgo Baums aus Speyer. Einen Schlüsselanhänger mit einem kleinen Finger Schwur, hab ich bereits am Tag zuvor in die Schatztruhe gelegt.
Der Engel wird seine Zeit nicht in der Truhe verbringen, er kommt zu den Schmetterlingen auf den Tisch, soll mich täglich an einen Menschen erinnern, der mir Worte geschenkt hat, wie ich sie noch niemals zuvor bekommen hab.
Ich bin immer wieder fasziniert, wie schnell Tage beim Tagträumen vergehen, wenn man die Traumpausen mit Eisessen verbringt, viel zu schnell. Ich liebe diese Tage, von denen man nichts Nennenswertes berichten kann, aber für immer als Erinnerung bleiben. Einen Punkt gibt es dann doch zu berichten, ich war im Dom, hab die Ruhe genossen, alles auf mich wirken lassen und zwei Kerzen angezündet.