Setsunai 切ない


Es ist Montag, das erste Heute der Woche. Ich bin wie immer früh wach, genieße die Morgendämmerung, genieße das Grau, das sich ganz langsam zu Blau wandelt.

Die Vögel haben es längst bemerkt, ein neuer Tag hat begonnen. Man kann zu dieser Zeit einem unglaublichen Konzert lauschen.

Ich bezeichne mich selbst als Eule, liebe es aber, dabei zu sein, wenn die Welt erwacht. Ich liebe es noch vor 5 Uhr wach zu werden und meine Gedanken einzusammeln, zu sortieren. Dabei bemerke ich immer wieder es sind unglaublich viele Gedanken.

Was es auch immer ist, welch umständlichen Wegen die Gedanken auch folgen, in einem sind sich die Gedanken einig, gleichen einander oder haben eine bestimmte Ausrichtung. Die Gedanken schweifen ab und finden immer wieder eine Richtung. Ich hab es schon als DNA meiner Gedanken bezeichnet.

Sollten die Wolken das Schauspiel nicht verhindern, ändert sich dieses Graublau ganz langsam in Farbe, der Sonnenaufgang steht kurz bevor, dann geht es ganz schnell, Sonnenschein verwandelt die Welt, taucht alles in Licht, macht alles bunt, für kurze Zeit erscheint die Welt wie pures Gold.

Es ist der Moment, wenn die Vögel still werden und das Schauspiel mit mir genießen. Es ist wie im Theater, alle sind auf ihren Plätzen, es wird langsam still, der letzte bemerkt es und dann geht es los – Der neue Tag ist da.

Sonnenschein hat auch mein Leben verändert, lässt mich an jemanden denken, der zu dieser Zeit eine Tasse Kaffee in der Hand hat, manchmal verträumt dabei schaut, meist viele Gedanken im Kopf, die den Tag betreffen, manchmal Gedanken, die nicht zugelassen werden oder ein schlechtes Gewissen verursachen.

Für mich sind es weniger die Wochentage, es ist der Mond, der die Zeit in Einheiten teilt. Gestern 8 Uhr war es wieder so weit, der Mond war voll.

Etwa zu dieser Zeit hatte ich den Entschluss gefasst, den morgendlichen Kaffee am See zu trinken. Aus Kaffeetrinken wurde ein ausgedehnter Spaziergang von anderthalb Stunden – ich liebe es.

Ich liebe diese unglaublich vielen Blüten, das zarte Grün an den Bäumen, liebe den Geruch und die Geräusche, den Wind und das Spiel der Wolken mit der Sonne. Manchmal ist es alles, was ich zum Leben brauche.

Bei diesem Spaziergang hab ich auch festgestellt, der Steg ist noch nicht aus dem Winterquartier zurück, ich freue mich schon darauf.

Ich hatte den ganzen Tag das japanische Wort Komorebi im Sinn. Sonnenlicht, das durch die Blätter fällt. Es war ein schöner Tag. Jeder Tag hält so viele kleine Geschichten bereit, die ich gerne teilen möchte, was aber schier unmöglich ist. 

Es waren noch einige Aufgaben und Termine, viele Gedanken, drei geschlossene Ringe und ein Spaziergang bei Vollmond, die Freude über den Mond und ein starkes weiteres Gefühl – Setsunai.


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