Es ist Samstagmorgen, durchs Fenster seh ich graue Wolken, liege unter meiner Kuscheldecke und denke an die vergangene Woche. Bereits nach einigen Tagen, beginnen die kleinen Dinge sich zu mischen, werden unscharf beim Betrachten.
Nach dem ich tanzend in die Woche bin, hatte ich am Dienstag Kater – nein, nicht der Wein beim Kunden, ich spüre meine Muskeln, nachdem ich mich in der Nacht zuvor, rhythmisch mit der Musik bewegte, spür ich einen kleinen Schmerz, der mir zeigt, dass ich lebe und mich noch zu wenig tanzend durch die Welt bewege.
Für meine Tage, hab ich weniger Pläne als jemals zuvor, am Abend stell ich immer fest, sie werden automatisch aufgefüllt, mit was auch immer, guter Laune, Arbeit, Sonnenschein, mit netten Menschen und Aufgaben, dann kommen oft noch meine Ideen, dafür lass ich alles stehen.
Ich hab nach Jahren Kresse und Radieschen angepflanzt, mittlerweile zieren sie schon meinen Tisch mit grün, ich beobachte einen Vogel, der seine Flugkunst übt und zeigt, liege im Garten unter Schmetterligsflieder mit seinen Gästen, hab eine Ziege gekauft und verschenkt und Handtücher bestellt, nachts bin ich auf den Steg, hab Decken mitgenommen und hab auf feuchtem Untergrund geschlafen, wurde von schönstem Nachthimmel belohnt, hab wunderschönes Funkeln und Schnuppen als Geschenk bekommen, auf dem Heimweg hab ich neben einem Feld mit Mais ein fahrendes Bett gesehen, ich glaube Panama ist überall, wenn man die Augen schließt und will.
Mein Mittwoch war normal, ich war am Nachmittag bereits am See, hatte ein Fotomodell aus grauer Wolle, es wurde von seiner Mama beschützt, am Abend war ich essen, griechische Hühnersuppe und Salat.
Nach meinen Terminen am Donnerstag, hab ich spontan Verwandtschaft besucht, hab einfach an der Tür geklingelt, wir haben zusammen Rotwein getrunken und ewig in die Nacht gequatscht.
Der Freitagabend gehört traditionell meinen Freunden, wir waren nur zu viert. Freitag ist nach meiner Statistik in Gedanken auch der Tag, mit den meisten Umarmungen, ich glaub, es waren 10.
Mir sind Dinge aufgefallen, die etwas aussagen könnten, ich nenn sie Indikatoren, die KI weiß es sicher längst. Ich hab den Smiley Indikator entdeckt, Art und Anzahl der zuletzt verwendeten Smileys hat sich stark verändert, manche Smileys schick ich in Gedanken, sie liegen neben Gute Nacht und Schlaf gut auf dem Kissen, einen Bestellindikator, mein Gewicht und Fitness, bestimmt gibt es noch sehr viele mehr. Meine nicht geschriebenen Gedanken bleiben der KI verborgen, ich glaub sie kennt mich gut und wird mich doch niemals kennen.
✂️ . . .
Meine Aufgaben für heute sind erledig, ich fahre bei 22 Grad durch die Landschaft, unter Wolken, die sich stapeln, die Sonne ist versteckt, meine Fenster sind geöffnet, Samstag weht um meine Nase, Lewis Capaldi, singt mit großer Leidenschaft seine Gefühle in den Tag.
Nach dem letzten Kunden halte ich am Wegesrand, schließe meine Augen, beginne zu Lächeln, genieße Gedanken, die sich still und leise vor mir verstecken, schleichen langsam wie Katzen ins hohe Gras.