Die Zeit heilt alle Wunden 


Eines dieser Zitate das ich nicht besonders mag, ich muss jetzt ernsthaft überlegen, ob ich schon etwas über dieses Zitat geschrieben hab. 

Es verwischen die Grenzen zwischen meinen geschriebenen Zeilen und meinen Gedanken, es kommt aber auch vor, dass ich Gedanken immer wieder neu denke.

Gedankenschleifen, Schleifen ohne Wiederkehr, Schleifen, ohne in diesen Gedanken gefangen zu sein, Möbiusgedanken, Gedanken bis ans Ende der Welt. Gedanken sind wie das Wasser im Fluss, es ist niemals der gleiche Fluss, auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag.

Ich denke und verändere dabei meine Gedanken kontinuierlich, passe sie an. Alle Gedanken sind im ständigen Wandel, werden nicht nur von mir verändert, sondern von allem, was ich erlebe, was ich lerne, was es schafft zu mir vorzudringen.

Ein Mensch hat es in besonderer Weise geschafft, diese Gedanken besonders zu verändern, hat in manchen Bereichen Ordnung geschaffen, abgestaubt, entrümpelt, in anderen Bereichen ein Chaos erzeugt. Ich finde täglich aufs Neue Überraschungen, manchmal ein zurückgelassenes Lächeln oder Spuren davon.

Chaos möchte ich nicht negativ verstanden wissen, ich liebe Chaos, die Möglichkeit etwas immer wieder neu zu machen, anders zu machen, vielleicht auch besser. Ich liebe kreatives Chaos. Chaos ist der einzige Zustand, bei dem noch nichts vorgegeben ist.

Wenn Gedanken eine DNA haben, ist in jedem meiner neuen Gedanken, den ich denke, diese neue Gedanken DNA zu finden. Ich liebe diese veränderten Gedanken. Es ist so, dass ich diesen Menschen nicht nur im Herzen trage – in jedem meiner neuen Gedanken ist ein Stück Sonnenschein DNA zu finden.

Ich glaube, es ist auch der Punkt, den ich am meisten vermisse, der mich am meisten beschäftigt und berührt.

Jetzt komme ich aber wieder zurück zu meinem Zitat, und warum ich es nicht mag. Ich mag es nicht, weil es irgendwie anmaßend ist. Die Zeit verändert grundsätzlich alles, in den meisten Fällen sogar zum Positiven.

Es sind aber keine Wunden, die geheilt werden möchten, es sind Erinnerungen, Erinnerungen muss man nicht heilen, sie treten vielleicht etwas in den Hintergrund, werden von neuen Dingen überstrahlt.

Manche Wunden werden zu Narben, Narben, die ich mit Stolz trage, Narben, die mich ein Leben lang begleiten und erinnern.

Wer Trauer und das unendliche Vermissen erlebt hat kann mitfühlen, kann ohne Worte begleiten, wird verstehen, dass jemand der trauert, nicht vergessen möchte, er durchlebt eine Zeit, in der er seine Erinnerungen sortiert, Erinnerungen in kleine Schachteln verpackt, ordentlich beschriftet, Gefühle hinzugefügt. Diese Schachteln kann man dann jederzeit öffnen und träumen.

Ich verstehe das Zitat, werde es aber niemals verwenden, um jemanden zu trösten.


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