Ein Experiment, das ich nie machen wollte. Es fühlt sich an, wie eine wissenschaftliche Arbeit, keine Studie, eine schlichte Beobachtung, ohne etwas damit bezwecken zu wollen.
Wie bei einer Pflanze mit der Beschreibung, für sonnige Standorte bestimmt, eine Pflanze mit frischen Trieben, die man in den Schatteten stellt, dabei beobachtet.
Ein Protokoll könnte in etwa so aussehen.
Tag 1. keine offensichtliche Veränderung
Tag 2. keine offensichtliche Veränderung
Was zeitgleich in der Pflanze an biochemischen Prozessen geschieht, ist nicht ersichtlich, noch nicht. Änderungen treten aber bereits ein, auch wenn durch die reine Beobachtung noch nichts zu sehen ist. Wenn man die Pflanze nicht ganz genau kennt, fallen auch erste äußerliche Veränderungen nicht auf, der Pflanze scheint es gut zu gehen, alles ist ok.
Tag 5. der Glanz der Blätter geht verloren, man kann es kaum sehen.
Irgendwann treten die, für jeden ersichtlichen Veränderungen ein.
Tag 10. die Triebe strecken sich nach dem Licht, Blätter verändern die Farbe.
So, oder so ähnlich könnte das Protokoll dieser Beobachtung aussehen. Ich werde diese ausgedachte Beobachtung meiner Beispiel Pflanze an dieser Stelle auch nicht fortsetzen. Je nachdem, wie robust die Pflanze ist, kann diese Beobachtung auch sehr lange dauern.
Ich hab keine Ahnung von Pflanzen, liebe aber die Blüten, das Grün, die Formen und Farbe, den Geruch, den Anblick – so schön, von Menschen nicht auszudenken.
Jetzt zu dieser Beobachtungsreihe, die ich gemacht hab, nicht machen wollte, einleitend als Experiment beschrieben hab, das es natürlich nicht ist. Ich hab von wissenschaftlicher Arbeit keine Ahnung, auch nicht von Menschen. Meine Befähigung, nicht ausreichend, um eine Beobachtung, dieser Größenordnung durchzuführen.
Meine Bildung, kann man mit gesundem Menschenverstand beschreiben, geformt durch meine Eltern, Geschwister und Freunde, maßgeblich aber durch meine Mama, den letzten Schliff durch das Leben erhalten.
Vieles im Leben hab ich mir abgeschaut, Wissen durch Zufall und Fehler erworben, angetrieben durch Neugier, nie aufgegeben.
Dem Ende dieser Studie folgt auch kein Titel – meine Auszeichnung heißt dann Erfahrung, mit nichts auf der Welt zu bezahlen.
Bei Pflanzen, so meine naive Vermutung, ist es nicht ganz so komplex und trotzdem wurden unzählige Bücher geschrieben, die Pflanzen eingeteilt, beschrieben, gezeichnet und vieles mehr.
Der Mensch ist komplexer, wird geboren mit einem Programm aus der Steinzeit, ist bei seiner Geburt nicht überlebensfähig, benötigt Hilfe, meist ein Leben lang, lebt am liebsten in Gesellschaft.
Dieses Steinzeit Programm, bekommt täglich Updates, ein Firmware Update ist nicht vorgesehen.
Bei der Pflanze hab ich mich auf ein einziges Merkmal bezogen – für sonnige Standorte bestimmt.
Meine Beobachtung, beginnt nach 180 Tagen, die sich aber wie ein Leben anfühlen, beginnen an dem Tag, als mein Sonnenschein langsam aus meinem Leben verschwindet und trotzdem für immer bleiben wird.
Bei der Beschreibung dieser Rahmenbedingungen kann sich jeder vorstellen, ein normales Protokoll, wie bei meiner Pflanze ist nicht möglich. Anders als bei der Pflanze, beobachte ich von innen und nicht von außen, hab in der Theorie Zugang zu allen Gedanken und Sensoren.
Die Fülle der zu verarbeitenden Informationen, macht es nicht möglich ein normales Protokoll zu führen, erschwerend kommt hinzu, dass ich jeden Tag andere Information ausgewertet hab.
Es geht um Gefühle, viel dieser Gefühle stecken in den über 100 Beiträgen der letzten 3 Monate.
Ich werde jetzt auch nicht alles in diesem Beitrag beschreiben können, die meisten weiteren Beobachtungen werden wahrscheinlich in neuen Beiträgen erscheinen, wer weiß das schon genau, Beiträge entstehen ja erst beim Schreiben.
Genau genommen ist es auch kein Protokoll, sondern ein Rückblick auf die ersten Tage in diesem Jahr. Ein Rückblick ist grundsätzlich anders, als das direkte Notieren der Gedanken, Gefühle und deren Auswirkungen auf den Körper zum Zeitpunkt des Geschehens.
Es fühlt sich im Rückblick an wie ein Entzug, was genau genommen wahrscheinlich auch so war. Eine Abhängigkeit von bestimmten Hormonen. Ich glaube Serotonin, Oxytocin und Dobamin, waren maßgeblich beteiligt. Es geht um einen ganze besonderen Cocktail an Hormonen, die stark abhängig machen, Nebenwirkungen haben können, im Normalfall aber nicht gesundheitsgefährdend sind.
Die Wirkung ist Herzrasen, Gänsehaut, Lächeln, um einige herausragende Symptome zu beschreiben.
Bei einer sehr starken Abhängigkeit, entstehen beim Entzug Schlafstörungen und Symptome, die bei vielen klassischen Krankheiten zu beobachten sind. Ich hab eine ganze Woche im Bett verbracht, war antriebslos.
Es gibt auch keine Medizin, man muss mit dieser Abhängigkeit* leben.
Ich würde aber niemals auf die auslösenden Momente verzichten, würde es rückblickend immer wieder tun, auch mit dem Wissen, dass man Sonnenschein niemals mehr missen möchte.
Auf der letzten Seite meiner Geschichte wird irgendwann dieser Satz von Kya aus „Der Gesang der Flusskrebse“ stehen.
„Und in einem unerwarteten Moment versickerte der Kummer, wie Wasser im Sand, noch da, aber tief unten.“
* zauberhafte Erinnerung