Goldberg Variationen


Jeder Tag ein Unikat. Vieles was an Tagen geschieht, kann man selbst beeinflussen und gestalten, der Rest ist Überraschung. Ich liebe es immer mehr, mich spontan zu entscheiden. 

Meine Entscheidungen, die den heutigen Tag maßgeblich bestimmt haben, hab ich in den Vormittagsstunden getroffen. Der erste Teil des heutigen Tages war eine Fahrt in die fränkische Weingegend, um Secco zu kaufen.

Es ist jetzt wieder genügend Secco vorhanden. Die wärmere Jahreszeit kann kommen.

Nachdem das köstliche Getränk verstaut war, gab es ein spätes Frühstück, Focaccia und Latte Macchiato. Mir fällt beim Schreiben auf, es gibt in jeder Sprache wohlklingende Worte für den Genuss und die Bezeichnung von Speisen und Getränken. Latte Macchiato und Focaccia hört sich schöner an als belegtes Brot und Kaffee mit Milch. Es war aber mehr als dieses belegte Brot und der Kaffee. Es ist eine Lebenseinstellung, die es möglich macht Dinge richtig zu genießen, dazu gehört die Art der Zubereitung, wie die Speisen angerichtet sind und die Zeit, die man sich dafür nimmt, um sie zu genießen. Das Focaccia war mit Salat, Tomaten und Mozzarella belegt und erwärmt.

Ich glaube ich muss es nicht beschreiben, wie es schmeckt, wie es sich anfühlt, in dieses warme, leicht knusprige Brot zu beißen – Ich liebe es.

Die zweite Entscheidung, im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung, der Kauf von Karten für das Ballett – Goldberg Variationen. Ich hatte am Tag zuvor im Radio einen Bericht gehört, der meine Entscheidung beeinflusst hat. Ballett ist jetzt nicht unbedingt mein Metier, der Bericht hat mich aber neugierig gemacht. Gleichzeitig hab ich noch Karten für Jesus Christ Superstar gekauft, ich bin gespannt.

Ich hatte für den Abend keine Erwartungen, bis auf diese Neugier, die der Bericht in mir geweckt hat. Der Tag ist bis zu diesem Zeitpunkt sehr schnell vergangen, das liegt auch daran, dass die Tage grundsätzlich zu wenig Stunden haben.

Hab ich schon erwähnt, dass ich keine Langweile kenne? Das einzige Gefühl, das in diese Richtung geht, ist manchmal eine gewisse Ungeduld in Verbindung mit Vorfreude.

Der Tag hat bis zu diesem Zeitpunkt gut funktioniert, hat Freude bereitet. Der Tagesordnungspunkt Nachmittagsschläfchen wurde aus Zeitgründen gestrichen. 20 Minuten vor Beginn war ich im Opernhaus, hab noch einige Worte der Einführung aufgeschnappt und meinen Platz gesucht. Platz 528 in der Loge 9, ein Platz, der beim Kaufen der Karte mit dem Hinweis „eingeschränkte Sicht“ versehen war.

Es ist herrlich, die Menschen zu beobachten, die langsam auf ihre Plätze gehen, der Blick auf das Orchester im Graben und die schwarze Wand, die noch den Blick auf die Bühne verwehrt. Es ist eine besondere Atmosphäre.

Dann geht es los, das Geschehen in Kombination mit der Musik ist mit Worten kaum zu beschreiben.

Ein unglaubliches Bühnenbild und die Tänzer mit dieser Körperbeherrschung. Es ist nicht die einzelne Tänzerin oder der Tänzer, es ist diese unbeschreibliche Choreografie zu dieser Musik. Eine Einheit die, alles ausdrücken kann. Die Tänzer können in Verbindung mit dem Licht und der Musik jeden beliebigen Eindruck erwecken. Sie bewegen sich wie Vögel in den Lüften oder ein Schwarm Fische im Wasser, können springen wie ein Gebilde aus Gummi, können regelrecht fließen, zeigen, dass es keine Grenzen gibt, zumindest nicht an den Stellen, wo man sie für gewöhnlich vermuten würde.

Nach diesen unglaublichen Eindrücken ist das Getränk und das Essen in der Stadt, die besondere Stimmung an einem Samstag vor Ostern beim Läuten der Glocken aller Kirchen ein wunderschöner Abschluss des Tages.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert