Meine Gedanken sind schnell, machen Sprünge, lassen sich ablenken, sind neugierig, vergessen was sie wollten, wenn sie etwas Neues entdecken – ich glaube sie sind jung, oder uralt.
Die Söhne Mannheims waren es am vergangenen Freitag, haben mich dazu gebracht, meine Notizen zu öffnen. Ich finde einen Gedankenrest, einen Lückentext vom letzten Sonntag und versuche mich in die Lücken zu denken und sie zu füllen.
Die Wege in den Bergen sind wie das Leben, es geht bergauf und bergab, sie schlängeln und winden sich, scheinbar ziellos, man kann nicht um die nächste Wendung sehen, weiß oft nicht, ob es weitergeht oder kommt gleich ein Abgrund, wenn es nicht mehr weitergeht, sind es oft Brücken, die einen sicher auf die andere Seite bringen. Man läuft und läuft, hat viel an Strecke zurückgelegt, wenn man sich umdreht, sieht man den Weg, an besonderen Punkten bekommt man beim Blick talwärts eine Vorstellung davon, wie anstrengend es ist an Höhe zu gewinnen, gleichzeitig entsteht Freude darüber, wie weit man schon gekommen ist, wird manchmal mit einer traumhaften Aussicht belohnt. Der Blick bergauf zeigt das Ziel, zum Greifen nah, manchmal unerreichbar – alles eine Frage der Perspektive.
Um zu schreiben, hab ich die Musik etwas leiser gemacht, höre am Ende einen Textfetzen, der meine Gedanken an sich zieht „ich trage dich bei mir, bis der Vorhang fällt“ – der Weg, von Herbert Grönemeyer, ich kenne das Lied, hab es noch niemals aufmerksam gehört, bin erstaunt, dass ich dabei gerade über die Wege des Lebens schreibe.
Schreiben wollte ich eigentlich einen Gedanken, so schön, dass ich ihn immer bei mir trage. Ich sehe eine junge Frau auf dem Rückweg aus dem Waldviertel, der Blick auf die vorbeiziehende Landschaft, Eine Million Lieder im Ohr und viele Gedanken im Kopf, Bilder im Herzen – Ich liebe diese Vorstellung.
Zur gleichen Zeit, an einem anderen Ort sortiere ich unsere musikalische Geschichte, von Chronologie auf märchenhafte Erzählung.
Der Weg – Herbert Grönemeyer