Verschlungene Wege


Es gibt so unendlich viele Gedanken, genauso viele Möglichkeiten. Die kleine Wanderung am Kufsteiner Hausberg war heilsam beruhigend und aufwühlend zugleich. 

Ich liebe Wege und könnte sie ständig fotografieren und schaffe es doch nicht diese Momente festzuhalten, diese Bilder zeigen selten alles, was ich eigentlich wollte.

Wenn ich das Bild mit etwas Abstand betrachte, hab ich oft keine Ahnung, was ich fotografieren wollte.

Es gibt Ausnahmen und für die bin ich dankbar, ich denke zum Beispiel an das Bild mit der Himmelsleiter. Bilder fangen durch Zufall zusätzliche Dimensionen ein, die im Normalfall nicht zu sehen sind, unsere Gedanken fügen dann, für immer und alle Zeiten weitere Dimensionen hinzu, der Augenblick kann immer wieder aufs Neue entstehen.

Ich liebe Wege und versuche sie zu beschreiben und weiß hinterher oft nicht, was Ich eigentlich sagen wollte, weiß nicht, welch geniale Gedanken es waren, die mich zu unverständlichen Sätzen gebracht haben.

Wenn ich die Worte mit etwas Abstand betrachte, hab ich keine Ahnung, was ich sagen wollte.

Auch bei Worten und Sätzen bin ich dankbar, wenn die Ausnahme im Nachhinein noch ein Bild in meinem Kopf entstehen lässt. Ich schreibe manchmal Sätze dich ich mag, Sätze, die ich mögen würde, wenn sie auf Plakatwänden stehen, nicht glaube, dass es ein Satz von mir ist.

Für alle anderen Sätze kann ich mich nur entschuldigen, es ist aber ein Tagebuch, manchmal spannend, oft langweilig, wie fremde Fotoalben.

Ich bin traurig, dass es über mein früheres Leben viel zu wenig Bilder gibt Gedanken und Worte, die Gefühle beschreiben gibt es keine.

Also werde ich die Natur fotografieren, werde Selfies machen und Bilder von Menschen, die ich mag, werde versuchen meine Gedanken zu notieren, um Gefühle festzuhalten, die vergänglicher sind, und sich im Laufe der Zeit ändern, Gedanken, die springen können, wie kleine Ziegen. 

Vielleicht kann ich mich selbst irgendwann verstehen, wenn ich die Bilder betrachte oder Sätze von mir lese. Manches wird peinlich sein, vielleicht fühle ich mich im Nachhinein nackt oder verletzlich, hoffe mit meinen Sätzen niemanden zu verletzen.

Vielleicht kann ich verfolgen, wie ich mich verändere, ob, niemals endende Gedanken, ewig andauern?

Es gibt viele Möglichkeiten meine Gedanken zum Fließen zu bringen, auch die ganz scheuen und flüchtigen Gedanken kommen dann zum Vorschein.

Duschen ist bei mir einer der effektivsten Momente, alle Gedanken sind nass, nur die wasserscheuen fehlen. 

Es gibt Momente, da ist normales Denken nicht möglich, weil gleichzeitig alle Gedanken Beachtung möchten, nichts soll übersehen werden und am Ende ist alles weg. Die vorlauten und aberwitzigen von ihnen kommen natürlich wieder, traurig bin ich über diese kleinen Blitze, wunderschön wie Sternschnuppen, die dann einfach verloren sind.

Ich hab festgestellt, in der Natur zu wandern ist für meine Gedanken wie duschen, es dauert länger und ich hab die Möglichkeit, mehr zu behalten, mich um alle liebevoll zu kümmern. Nebenbei ist es Ressourcen schonend und duschen kann ich hinterher.

Der Sonntag war wunderschön, bis auf den Schreck mit Buddy. Ich bin diese verschlungenen Wege gegangen, Laubwald im Sonnenschein ist zauberhaft, erst verschwinden alle Gedanken, Schweißtropfen finden sich auf der Stirn, andere sorgen dafür, dass das Shirt nass ist. Schritt für Schritt schreite ich voran, ich hatte kein Ziel, folge den verschlungenen Wegen, jeder gibt mir ein Versprechen schön zu sein, lockt mich mit Geheimnissen. Gelbe Schilder mit Namen, Orts- und Zeitangaben ergänzen das Bild, machen die Entscheidung, die aus dem Bauch kommt, etwas leichter, wenn der Bauch entscheidet, sind Schilder mit Messer und Gabel besonders interessant.

Die Wege, die sich nach oben schlängen, bringen mich dem Himmel etwas näher und mit der Zeit weicht die Anstrengung, es tritt eine angenehme Balance ein, das Laufen hat dann etwas von Meditation, die ersten Gedanken wagen sich aus der Deckung, es sind immer die Gleichen, die Vorlauten, die die Stille nicht ertragen können, Kraft sie zu verjagen hab ich nicht, also sitzen sie bei mir und genießen es getragen zu werden.

Irgendwann kommt eine erste Belohnung, eine Rast, ein besonderer Ort oder eine Aussicht. Meine Beine tragen mich überall hin, solange ich es nur möchte, dafür bin ich auch dankbar.

Die erste Aussicht ins Tal zeigt die Stadt am Inn, die Festung und die Arena, in der ich den letzten Abend verbracht hab, jetzt kommen viele weitere Gedanken hinzu, Freude und Glück macht sich breit.

Der Körper ist einfach faszinierend, er verwendet Abfälle, Fett und klebrigen Zucker, um mir das Gehen und Denken zu ermöglichen. Ich strenge mich an, von meinen Gedanken motiviert, der Körper erzeugt die notwendige Energie und macht ganz nebenbei noch sauber, befreit mich von Rückständen, einfach unglaublich.

Trotz Anstrengung hab ich jetzt ein Lächeln im Gesicht, werde gezogen und geschoben und gleichzeitig ist es eine Art Schwebezustand.

Der nächste Anziehungspunkt, eine kleine Kapelle im Bergwald, jetzt nehme ich mir Zeit für die schönen Dinge, es macht einfach keinen Sinn, im Leben an allem achtlos vorbeizulaufen, einem Ziel entgegen, das es nicht gibt.

Auf meine Checkliste für Wanderungen müssen Kerzen, ich hätte jetzt so gerne ein Licht angezündet. Das Licht hab ich ersatzweise mit meinen Gedanken hinterlassen und in meinem Herzen weitergetragen. Ich hab mich bedankt und um Zufriedenheit gebeten, an wichtige Menschen gedacht, für sie gebetet, hab mich gefreut und war glücklich.

Der Weg führt mich weiter und weiter an schönste Stellen mit klarem Wasser, Sonnenschein in den Baumwipfeln, manchmal in meinem Gesicht.

Die Gedanken an Buddy und die Ungeduld, ihn wieder bei mir zu haben, lassen mich heute vernünftig sein, beeinflussen meine Entscheidungen, es wird ein Rundweg auf verschlungenen, mir unbekannten Wegen, wenn ich mich nicht verlaufe.

Auf dem Weg, gibt’s noch viele Überraschungen, ein großer Schmetterling aus Holz, Netze zum Rasten und Klettern, eine Leiter, die nur die Gedanken einlädt in den Himmel zu klettern, wenn alles so ist, wie es ist, ist man dem Himmel in den Bergen schon nahe, und ich spüre Mut und Anstrengung wird irgendwann belohnt, Verantwortung macht vernünftig, Erlebnisse werden zu Erinnerung, aus Raupen werden Schmetterlinge, Bewegung macht glücklich und nicht jede Leiter führt in den Himmel.


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